Y Wine & Kitchen Wiesbaden

„Food. Wine. Music. Art.“

Es könnte auch in New York sein: Stylisch-modernes, elegant-urbanes, farbintensives Ambiente, ein kryptischer Name, bei dem man sich fragt, was sich dahinter verbirgt – all das sind Ingredienzien, die nach einem szenigen In-Lokal riechen. Das Y begegnet einem direkt beim Betreten des Restaurants und prangt ebenfalls auf allen Weinetiketten. Um es aufzuklären: Nein, das Y steht nicht für YUMMY, obwohl es dazu die Berechtigung hätte, sondern ist eine Initiale des Inhabers Ahmet Yildirim, „Deutschlands einzigem türkischen Winemaker und Dipl. Sommelier“, wie die BILD einmal titelte.  

Ahmet Yildirim ist Diplom-Sommelier und Inhaber einer eigenen Weinmanufaktur mit dem Namen Y. Das Y habe sich daraus ergeben, dass er seinen Namen als nicht so tauglich für die Etablierung einer Weinmarke empfand. Die Geschichte vom äußerst sympathischen Inhaber ist absolut beeindruckend, da er einen 0-Hektar Betrieb führt und aus keiner Winzerfamilie stammt, bei der eine Generation der nächsten das Winzertum samt Weinberg in die Wiege legt, sondern sich Weingüter gesucht hat, von denen er seine „Rohdiamanten“ bezieht und diese dann veredelt. Herausgekommen ist eine wunderbare Weinmarke mit vielen verschiedenen Weinen, die im Y Wine and Kitchen alle offen sind und verkostet werden können. Hier bekommt man zu jedem Gang einen passenden Wein empfohlen, der die jeweiligen Speisen gut unterstreicht oder sogar noch besser zur Geltung bringt. Mit Y Wein bringe er die die Weinbauregion in die Stadt, so Ahmet. Man müsse nicht mehr rausfahren, um Weine zu testen und zu kaufen, das könne man jetzt mitten in der Stadt. Seine Weinmarke stehe für ein Lebensgefühl, für generationsübergreifenden Weingenuss und für einen Lifestyle. Auf die Frage, wie er denn zur Gastronomie kam, antwortet Ahmet: „In jedem Winzer schlägt das Herz auch dafür,  Speisen anzubieten.“ Er sei aus Leidenschaft Gastgeber und so habe er 2017 in Eltville zunächst eine Pop up Weinbar eröffnet. Weil diese so viel Anklang fand, wurde daraus 2019 das Y Wine & Kitchen Eltville, die Mutter des Y Wine & Kitchen Wiesbaden, das im Sommer 2022 eröffnet hat. Getreu dem selbst gewählten Motto „locker, lässig und ungezwungen“, ist das „Casual Dining Restaurant“ damit der ungezwungene Ableger des Eltviller Fine Dining Gourmet Restaurants, das ebenso wie das Wiesbadener Pendant von Koch Karsten Fricke kulinarisch geleitet wird und auch im Michelin Guide bereits Erwähnung fand.

Inhaber Ahmet Yildirim (l.) und Koch Karsten Fricke (r.)

Aber zurück zum hiesigen Y Wine & Kitchen: Das stylische Ambiente macht schon mal Spaß. Die optische Opulenz des Interieurs steigert meine Erwartungen ans Essen. Fragt sich, was hier auf den Teller und ins Glas kommt und ob meine jetzt geweckten Erwartungen erfüllt werden. Die Speisekarte liest sich reduziert, modern, kreativ. Zur Vorspeise wähle ich den Lachs. In der Karte steht LACHS SASHIMI Birne I Fenchel I Joghurt (18 €), und ich bin gespannt, was der ambitionierte Koch Karsten Fricke daraus macht. Wie ist die Birne verarbeitet? Vielleicht gepickelt, gebraten oder kommt sie vielleicht als Schaum daher? All das verrät die Karte nicht. Umso größer meine Überraschung, dass die Birne in Form eines Birnen-Joghurt-Eis auf dem Sashimi-Lachs drapiert ist, eine wirklich gute Idee und eine kleine kulinarische Überraschung. Der wunderbar zarte Sashimi-Lachs liegt auf einem Bett aus gehobeltem und roh mariniertem Fenchel. Ein besonderes Verwirrspiel ist dem Koch mit den grünen Tupfen, die bei Sashimi-Lachs an Wasabi denken lassen, gelungen. Ich dachte schon, dass er es aber wirklich gut meint mit Wasabi, aber tatsächlich handelt es sich um Erbsenpüree. Dazu ein bisschen Forellenkaviar, der im Mund so schön aufpoppt und Salzigkeit mitbringt. Die Süße vom Eis sorgt zusammen mit der Salzigkeit vom Kaviar und dem fast buttrigen Lachs für ein harmonisches und vielfältiges Aromenspiel im Mund. Die Architektur dieses Gangs ist absolut gelungen, macht Spaß beim Essen und Lust auf mehr.

Dazu probiere ich den Weißburgunder, der mit seinem mineralischen Grundcharakter und den Anklängen von Birne und weißen Blüten sehr gut mit der Vorspeise harmoniert. Auch der Weißburgunder Chardonnay mit 70 % Weißburgunder-Anteil und 30 % Chardonnay-Anteil passt hervorragend zu diesem Starter. Die Weinpreise variieren zwischen 3 €/0,1 l für einen Gutswein bis hin zum 5,50 €/0,1 l für einen Lagenwein.

Die Hauptspeisen stehen dem Starter in nichts nach. Das abermals puristisch gehaltene vegetarische Hauptgericht “Karotten & Pastinake Miso I Buchweizen” (25 €) liest sich nicht nur so, sondern kommt auch auf dem Teller minimalistisch daher. Doch überzeigt es mit aromatischer Opulenz. Der Buchweizen mit Miso bringt viel Umami mit und legt sich im Mund wie ein samtiger Mantel um die Karotten und Pastinaken, bei denen Koch Fricke mit unterschiedlichen Garmethoden (gedünstet und frittiert) nicht nur unterschiedliche Konsistenzen, sondern auch verschiedene geschmackliche Facetten der Karotte und Pastinake herausgearbeitet hat. Ich mag es ja, wenn man gute Grundprodukte toll in Szene setzt und das ist hier mit Bravour gelungen. Man spürt Karsten Fricke’s Maxime qualitativ hochwertige Zutaten (die nach Möglichkeit regional eingekauft sind) mit Respekt und Liebe zum Detail zu verarbeiten und daraus bodenständige Gerichte und Soul Food für alle Sinne zu zaubern.

Wer eher auf Fleisch Appetit hat, kann einmal den “KALBSRÜCKEN Pastinake I Trüffel I Pancetta” kosten. Auch dieses Gericht ist eine wunderbare Kreation aus Fricke’s Feder. Ein ganz feines Pastinakenpüree dient als Bett für einen schön gebratenen Kalbsrücken, der durch den Pancetta noch Würzigkeit bekommt und mit den Trüffeln veredelt wird.

Man sagt ja: „Das Beste kommt zum Schluss.“ Der ebenfalls puristisch beschriebene und für mich eigentlich im ersten Moment gar nicht so verlockend klingende Nachtisch „MILCH & HONIG Bienenpollen“ (15 €) ist eine absolute Wucht. So viel sei verraten: Es ist alles andere als eine warme Milch mit Honig. Zauberhaft leicht wie ein Wölkchen mit einem Hauch von Blütenpollen sieht er aus und schmeckt, als wäre er von einer Fee zubereitet worden. Karsten Fricke muss einen kleinen kulinarischen Zauberkasten haben, aus dem er derart schöne Genüsse hervorzaubern kann.

Glücklich beseelt von Wein und Speisen schwebe ich nach Hause und denke noch lange an diesen wunderschönen, genussvollen Abend und mir kommen die Worte eines großen Dichters in den Kopf:

Kein Genuss ist vorübergehend; denn der Eindruck, den er zurücklässt, ist bleibend.
— Johann Wolfgang von Goethe

Gut zu wissen: Jeden Samstag bietet das Y Wine and Kitchen unter dem Motto „Bubbles & Oysters“ von 12-17 Uhr nicht nur, aber auch Champagner und Austern an. Dazu gibt es coole Beats und das Wochenende wird schön chic eingeläutet. Dieses Event zahlt auf den Ansatz, eine Erlebniswelt zu schaffen, ein. Man spürt im Y Wine & Kitchen ein „Wir“-Gefühl und positive Energie, die sich auf die Gäste überträgt. Hier kann man für ein paar Stunden den Alltag hinter sich lassen und einfach genießen. Von Ahmet lerne ich, dass es ein türkisches Sprichwort gibt, dass er zu seiner Maxime erkoren hat und das auf Deutsch in etwa so wiedergegeben werden kann: „Wenn ein Fuß sich daran gewöhnt hat, durch eine Tür zu gehen, dann kommt er auch wieder.“ Was er damit meint, ist, eine Wohlfühlatmosphäre zu schaffen, die Gäste dazu bringt, wieder zu kommen. Mit so viel Leidenschaft und Begeisterung wie Ahmet sein Konzept erläutert, kann das nur aufgehen. Mich hat er jedenfalls überzeugt und ich werde definitiv wieder kommen.


Ein ganz besonderer Coup ist Ahmet mit dem Schampus Döner Y-Deluxe gelungen: Nicht nur der teuerste Döner Wiesbadens, sondern sicherlich auch der mit den hochwertigsten Zutaten. Es gibt ihn in der Variante 1 mit Entrecôte vom Rind (27€), Sesam Crème,Trüffel, Dörrtomate, Apfelkraut, Zhoug-Sauce (ursprgl. aus Jemen stammender pikanter Koriander-Chilli-Dip), Salzgurke und Trüffelmayonnaise und in der vegetarischen Variante 2 mit Buchenpilzen anstelle von Fleisch ( 24€). So richtig luxuriös wird es, wenn man sich ein Glas Laurent Perrier La Cuvée Brut (0,1 l/18€ ) oder meinen Favoriten den Laurent Perrier Rosé (0,1 l/24€) dazu bestellt. Es gibt aber auch ganz traditionell Ayran (0,2 l / 5 €) im Angebot. Der Luxus-Döner ist in beiden Varianten eine geschmackliche Sensation, in der Variante mit Fleisch kommt für mich der Trüffel noch besser zur Geltung.


copyright by Y Wine & Kitchen

FAZIT: Mitten in der Wiesbadener Innenstadt erwartet den Gast das Y Wine & Kitchen mit elegant-urbanem Ambiente und einem kreativen kulinarischen Erlebnis und passender, maßgeschneiderter Weinbegleitung. Chapeau! Absolut empfehlenswert!

INFO

Y Wine & Kitchen Wiesbaden

Mauergasse 10

65183 Wiesbaden

T: 0611/34172593

W: https://y-wineandkitchen.com/pages/y-wine-kitchen-wiesbaden

ÖFFNUNGSZEITEN

Dienstag-Freitag

17:30 Uhr - 23:00 Uhr

Küchenzeit bis 21:30 Uhr

Samstag

11:30 Uhr - 23:00 Uhr

Küchenzeiten: 12:00 Uhr - 14:30 Uhr I 17:30 Uhr - 21:30 Uhr

Sonntag & Montag Ruhetage

 
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