Bio-Restaurant im Wiesbadener Westend

HINWEIS: DAS BOVIN’S hat leider geschlossen und ist Geschichte!

Das Besondere vorweg: Das Bovin’s im Wiesbadener Westend ist ein reines Bio-Restaurant. Sämtliche verwendeten Zutaten, sei es Fleisch, Fisch, Gemüse stammen aus ökologischer Landwirtschaft. Sogar das Bier (Neumarkter Lammsbräu) und der Wein (Weingut Philipp Wedekind/Nierstein) ist Bio. Selbst das Wasser ist bio. Das Einzige, was nicht Bio ist, ist das Wild.  

Kulinarisch kann man Ilja Bovin und seine Frau Jenny, beide gelernte Köche, gar nicht so leicht in eine Schublade stecken. Ilja würde seine Küche am ehesten als sowjetisch bezeichnen, da er sowohl russische, kasachische als auch usbekische sowie ukrainische Gerichte anbietet. Genau wie seine eigene Geschichte unterschiedliche Wurzeln hat, hat er die verschiedenen kulinarischen Facetten vereint. Kulinarisch geprägt haben ihn vor allem seine Oma und seine Mutter.

Ilja Bovin, Inhaber vom Bovin’s pure and natural

Darüber hinaus nimmt er sich auch regionaler Gerichte und Produkte wie z.B. dem Handkäs an und macht daraus was Neues wie den angegrillten Handkäse auf geröstetem Urkornbrötchen mit Salat und Rote Bete (8,90 €), den er als Vorspeise auf seiner Karte hat. An diesem Gericht zeigt sich Iljas unkonventioneller Ansatz: Er experimentiert gerne und schmeißt einfach mal den Handkäs auf den Grill und guckt, was dabei herauskommt. Wer die rote Beete vergeblich sucht – sie ist im Dressing verarbeitet. ;-)

Regionalität und Saisonalität sind ihm neben der ökologischen Herkunft besonders wichtig. So gibt es bei ihm auch Spargel, allerdings nur zur Spargelzeit. Erdbeeren nur zur Erdbeerzeit. Man könnte vielleicht auch von Bio Crossover-Küche sprechen. Neben traditionellen Fleischgerichten wie Schaschlik (28,50 €), Plov (24,50 €), ein typisch usbekisches Reisgericht, das Ilja mit Fleisch vom Westerwälder Huhn, Möhren und Zwiebeln, Salat und einem Knoblauchdip anbietet, stehen einige vegetarische und vegane Alternativen auf der Karte, so zum Beispiel ein Gemüse Grillteller (24,50 €), den ich koste. Neben gegrilltem Gemüse wie Fenchel, Karotte und Austernpilzen, die allesamt schön bissfest gegrillt und gut gewürzt sind, ist das Besondere ein gegrilltes Portabellasteak, das eine richtig schöne bissfeste Konsistenz aufweist und viel Umami mitbringt. Außerdem gibt es dazu gegrillten Romanasalat. Die Grillaromen heben den Salat auf ein anderes Level und machen aus ihm ein ganz neues Geschmackserlebnis. Auch der gratinierte Pesto-Champignon ist sehr aromatisch. Dazu gibt es geröstete Kartoffeln und eine selbst hergestellte Rauchchillipaste, die es in einer milderen und schärferen Variante (Achtung, nur für Scharfesser!) gibt und die unglaublich YUMMY schmeckt. Übrigens kann man die Paste nebst weiteren Produkten wie z.B. eine vegane Bolognese-Sauce, die völlig ohne Fleischersatzprodukte (die eben häufig auch sehr künstlich sind) auskommt, sondern auf Basis von Kräutersaitlingen gekocht wird, vor Ort erwerben. Ich habe mir ein Gläschen mitgenommen und werde darüber nochmal separat berichten. Zurück zum Gemüse-Grillteller: Ganz ehrlich hatte ich ein bisschen Befürchtungen, ich könnte vielleicht nicht satt werden oder das Ganze könnte so einen Beilagen-Charakter haben, doch das Gegenteil traf ein: Es ist ein absolut vollwertiges Gericht und ich habe es noch nicht mal geschafft, meinen Teller respektive die Speisen auf diesem, aufzuessen. Es ist wirklich reichlich und man wird ganz sicher auch ohne Fleisch satt, selbst mit großem Hunger.

Den Grillteller gibt es auch klassisch mit Fleisch (32,50 €). Neben Schaschlik vom Hällischen Landschwein, das sehr zart ist, befindet sich ein Stück Fleisch vom Westerwälder Huhn, Bacon, und eine selbst gemachte Wurst vom Wildschwein aus Hohenloher Jagd auf dem Teller, dazu Grillgemüse, Röstkartoffeln, gegrillter Salat und besagte Rauchchilipaste. Diese Paste hat es mir echt angetan. Irgendwie kommt mir Tim Mälzer in den Kopf und ich kann mir gut vorstellen, was er zu der scharfen Version der Rauchchillipaste sagen würde: „Voll auf die Fresse.“ Und so ist es. Ehrlich, scharf, mit selbst angerösteten Habanero-Chillis und trotzdem noch mit Geschmack. Ich liebe es ja spicy und habe mir auch hiervon sofort ein Gläschen für zu Hause mitgenommen. Das Fleisch kann man hier wirklich guten Gewissens essen, denn alles ist bio außer das Wild, das ja nicht als bio ausgelobt werden darf, weil man nicht weiß, was es gefressen hat. Was ich auch sehr schätze, ist, dass Ilja ein ganzes Schwein verarbeitet – from noise to tail und sich nicht nur die Filetstücke heraussucht. Das ist kein Nachhaltigkeitsgelaber, sondern wirklich gelebte Nachhaltigkeit.

Ein bisschen kommt man sich im Bovin’s vor wie in einer spanischen Tapas-Bar, denn im kleinen Lokal hängen an der Theke selbst geräucherte Schinken - vom schwäbisch-hällischen Eichelmast-Schwein, wie ich erfahre. Das Bio-Fleisch räuchert Ilja selbst. Es wird sechs bis acht Stunden bei leicht glimmendem Rauchspan kalt geräuchert und muss dann ca. ein Jahr hängen, um das beste Aroma zu entfalten, erfahre ich. Es riecht köstlich und obwohl ich eigentlich nicht der größte Schinken-Esser bin, probiere ich ihn und bin absolut begeistert. Dieser Schinken hat nichts mit Supermarkt-Schinken gemein. Es fällt schwer, Worte dafür zu finden und ich kann nur jedem Schinkenliebhaber empfehlen, diesen Schinken einmal zu kosten und sich davon für zu Hause etwas mitzunehmen. Bio & mit viel Liebe selbst gemacht - das schmeckt man.

Im Bovin’s ist nicht nur alles bio, sondern das Allermeiste auch selbst gemacht. Selbst die Tische, an denen man sitzt, hat Ilja, der offensichtlich handwerkliches Talent besitzt, selbst getischlert.

Nicht nur die fleischlastigen Gerichte sind zu empfehlen, auch die veganen. Die schwarze Pilzbrühe (8,90 €) beispielsweise ist eine wunderbar klare schwarze Brühe mit viel Pilzgeschmack und gerösteten Pilzen, Saaten und Sprossen und eine schöne Vorspeise, die Lust auf mehr macht. Dazu habe ich mir ein Glas Cabernet Blanc (0,2 l/7 €) vom Weingut Philipp Wedekind bestellt, mit dem das Bovin’s kooperiert und auch gemeinsame Wine & Dine-Abende mit einem festen Menü anbietet. Die Aromatik des Weins ist durch feine Paprika- und Cassisnoten, die miteinander verschmelzen, gekennzeichnet. Im Nachhall zeichnen sich leicht salzige Noten ab, die dem Wein eine ausdrucksstarke Facette geben. 

Zum Abschluss gibt’s noch was selbstgemachtes Süßes: Pastila – eine traditionelle russische Spezialität, eine Art Apfelschnüre, die ein bisschen an Hariboschnüre erinnern, nur dass diese hier ganz nach Bovinscher Devise „pure and natural“ sind und nur aus Äpfeln bestehen. Sie schmecken wunderbar und würden auch jedes Kind glücklich machen.

FAZIT: Ich komme auf jeden Fall gerne immer wieder, zum Beispiel zur Wine & Dine Night, zu der man sich übrigens rechtzeitig anmelden sollte, da sie schnell ausgebucht sind. Ich wünschte, es gäbe mehr Restaurants wie das Bovin’s, das auf ehrliche Zubereitung in Bio-Qualität ohne künstliche Zusätze setzt und dabei auf Saisonalität und Regionalität Wert legt und Nachhaltigkeit wirklich lebt. Schön, dass wir so ein Restaurant in Wiesbaden haben und weiter so!

INFO

Bovin’s pure and natural

Goebenstraße 18
65195 Wiesbaden

T: 0611-58589968

W: www.bovins.de

ÖFFNUNGSZEITEN

Mi-Fr und So 17:30 - 21 Uhr, Küche bis 20 Uhr

Sa: 17:30 - 22 Uhr, Küche bis 21 Uhr

 
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