Bees Restaurant

Capetown meets Hallgarten in Rüdesheim

Im historischen Herzen von Rüdesheim im alten Gebäude-Ensemble der Asbach Uralt-Produktionsstätte befindet sich das moderne, edel-stylische und gleichzeitig lässig-coole Bees Restaurant, betrieben von den zwei „Bs“ – René Bildesheim & Naomi Burgardt.

Die zwei BEES

René Bildesheim & Naomi Burgardt

Mitten in der Corona-Krise haben die beiden gelernten Köche die Räumlichkeiten saniert, das Interieur des Restaurants gestaltet, 2021 dann das Bees eröffnet und hier mit dem wahnsinnig schönen Ambiente eine ganz außergewöhnliche Atmosphäre geschaffen. Nur von außen erinnert das Denkmal geschützte Ensemble noch an Asbach, innen tut sich dem Gast eine komplett neue Welt auf.

Schon beim Betreten des Bees Restaurant wird man sehr herzlich von Naomi in Empfang genommen. Links liegt die offene Küche und dort befindet sich auch der Chef’s Table, der Einblicke in die Küche ermöglicht, sowie der Barbereich. Rechts liegt der mit feinen weißen Decken eingedeckte elegante Dining-Bereich. Dunkelblaue Wände sorgen hier für eine ruhige Atmosphäre, zeitgenössisch Kunst (die teilweise auch erworben werden kann) lockern den Raum auf und setzen moderne Akzente. Goldene Elemente wie eine Tischlampe unterstreichen das edle Farbkonzept von blau und gold. Das Bees macht seinem Namen in der immer wieder aufgegriffenen Biene bei verschiedenen Accessoires alle Ehre. So ziert die goldene Biene nicht nur die feine weiße Stoffserviette, sondern in Form einer Brosche auch die Gastgeberin selbst und auch auf den Weingläsern und in der ein oder anderen Ecke findet sich das Bienen-Motiv wieder.

Ursprünglich stammt Naomi Burgardt aus Südafrika und René Bildesheim aus Hallgarten. René hat im Schloss Vollrads seine Koch-Ausbildung absolviert, Naomi im Kronenschlösschen. Zusammen kreieren die beiden die Gerichte für die monatlich wechselnde Karte, wobei Naomi im Normalbetrieb die Gäste betreut und René in der Küche steht. Zusammen mit dem Sous Chef kreieren sie dort Gerichte, die sie den unterschiedlichen Geschmacksrichtungen zuordnen. Die Karte ist somit ganz anders als üblicherweise aufgebaut. A là carte-Gerichte findet man hier sortiert nach salzig, süß, sauer, bitter und umami. Die Idee, a là carte Gerichte nicht als Vor, Haupt- und Nachspeisen anzubieten, unterstreicht den Innovationsgeist der beiden Inhaber. Mit dieser Aufmachung wollen sie zudem die Vorspeisen aus ihrer Nebenrolle befreien. Außerdem kann man auch ein Menü (vier Gänge/83 €, fünf Gänge /112 €, 7 Gänge/158 €) wahlweise mit oder ohne Weinbegleitung (40 €/48 €/67 €) bestellen.

Vorab wird Brot und Butter gereicht, wobei die Butter hier mit einer japanischen Gewürzmischung mit geröstetem Sesam, Mandeln, Wasabi und Chili bestreut ist. Wenn Wasabi und Chili gemeinsam auflaufen, klingt das erstmal nach einem infernalischen Duo, aber die Schärfe ist hier so dezent und minimal eingesetzt, dass es einfach eine geschmacklich interessante Abwechslung ist. Schon hier deutet sich eine gewisse spielerische Lust der Köche an, Klassischem einen modernen Twist zu versehen.  

GRUSS AUS DER KÜCHE

Zum Auftakt gibt es eine kleine Miso-Suppe mit Pilzeinlage und Pimpinelle-Öl. Der ein oder andere wird sich fragen, was denn Pimpinelle dort verloren hat. Den meisten hier in der Gegend dürfte das Kraut als eines der sieben Kräuter in der grünen Sauce bekannt sein, doch ihr Wirkungsradius beschränkt sich keineswegs darauf. An dieser Kombination kann man ebenfalls schon die Handschrift der Küche ablesen, Bekanntes mit Unbekanntem zu kombinieren, neue, ungewöhnliche Geschmackskombinationen zu kreieren, Klassisches neu zu interpretieren. Man spürt, dass gelerntes Handwerk auf junge Leidenschaft trifft. Das macht Spaß und Lust auf mehr. Die Umami-Note, die Miso und Pilze mitbringen, wird bei diesem Gruß von der frischen, vielleicht leicht an Gurken erinnernden, aber auch ein wenig nussigen und leicht bitteren Note der Pimpinelle ganz dezent ergänzt.

BITTER

***Blumenkohl Wassermelone/Beluga Linse/Zitronenthymian/Schalotte (18 €)

 Zu Beginn wähle ich ein Gericht, das der Kategorie „Bitter“ zugeordnet wird. Die Karte liest sich puristisch, reduziert und nennt jeweils erst den Hauptakteur und dann die Begleiter. Bei einer solch puristischen Beschreibung bleibt vieles, etwa die Art der Zubereitung, ungesagt und so darf man in freudig- gespannter Erwartung dessen bleiben, was die Küche aus diesen (und weiteren) Zutaten zaubert. Die Überraschung ist geglückt, denn am wenigsten hätte ich eine Tartelette erwartet, die sehr hübsch angerichtet ist. Der Blumenkohl, den man zu den adstringierenden bzw. bitteren Lebensmitteln zählt, spielt hier definitiv die Hauptrolle und kommt gleich in drei verschiedenen Konsistenten daher: als Püree, als Salat von hauchdünnen, roh marinierten feinsten Blumenkohlscheibchen und ausgebacken in einer leichten, mit Zitronenthymian gewürzten Panade. In Kombination mit einem Gel von der Wassermelone und in Soyasauce marinierten Wassermelonenstückchen bekommt der Blumenkohl eine frische, fruchtig-süße Note verliehen, die ihm äußerst guttut. Der süßlich-bittere Geschmack der Linsen passt hier gut rein und auch die leichte Süße der Schalotten passt wunderbar. Ein schöner, überraschender, optisch und geschmacklich wunderbarer Gang. Das Spiel mit unterschiedlichen Konsistenten ist hier ebenfalls gut gelungen. 

SAUER

***Ente

Beeten/Koriander/Chili/Citrus/Labneh (26 €)

Beim nächsten Gang bin ich gespannt, wie sauer er sich präsentiert. Zunächst einmal ist auch dieser Teller sehr schön angerichtet. Schon beim Anblick kann man erkennen, dass das Fleisch perfekt auf den Punkt gegart ist. Schön rosa und auf der Haut knusprig gebraten wird die Ente mit einem schönen, kräftigen, mit Koriander abgeschmeckten Jus nebst einer Creme aus Roter Beete und leicht angebratenen Beeten, die mit Labneh (libanesischer Frischkäse) überzogen und mit Citrus abgeschmeckt sind, serviert. Das Fleisch und der Jus bringen viel Umami und auch eine gewisse Salzigkeit mit, die Beeten sorgen für erdige Töne und die Creme-Tüpfelchen vom fermentierten Knoblauch bringen eine gewisse Süße ins Spiel, ein Hauch Citrus und eine leichte frische, säuerliche Note ist ganz fein durch den verwendeten Labneh und Citrus zu spüren, doch dominieren hier andere Geschmacksrichtungen den Gesamteindruck, so dass mir die Zuordnung an der Stelle nicht ganz schlüssig erscheint. Naomi erklärt mir, dass jedes Gericht geschmacklich ausbalanciert sei. Da fast alle Fleischgerichte viel Umami mitbrächten, würden sie durch die weiteren Zutaten eine Richtung geben wollen, um nicht alles als „Umami“ deklarieren zu müssen. Das leuchtet ein und zeigt gleichzeitig ein wenig das Dilemma einer solchen Einsortierung und dass sie mitunter zu einem Korsett werden kann. Allein die Idee ist großartig, nur manchmal die Zuordnung schwierig. Letztlich ist jedes Gericht geschmacklich ausbalanciert und vereint verschiedene Geschmacksrichtungen, da es sonst auch zu eindimensional wäre, wobei aus meiner Sicht der dominierende Geschmack eben den Ausschlag zur Klassifizierung geben sollte. Deshalb hätte dieses Gericht aus meiner Sicht tatsächlich das Label „Umami“ tragen müssen, da diese Richtung einfach dominant ist. Unabhängig von der Zuordnung ist das Gericht jedoch absolut schmackhaft und äußerst gelungen und darum geht es letzlich in allererster Linie. Bei diesem geschmacklich vielschichtig und gleichzeitig harmonischen Gericht ist vor allem die sehr gut abgeschmeckte Jus, die Seele des Ganzen, hervorzuheben, die abermals gelerntes Handwerk demonstriert.

Süß

***Erdbeere Pistazie/Schokolade/Peffer

Bei diesem Gang gibt es kein Problem bei der Zuordnung. Süß ist hier die dominierende Geschmacksrichtung, aber eben nicht nur, sonst wäre es ja langweilig. Auch hier kann man sich bei der reduzierten Beschreibung alles Mögliche vorstellen. Dass es eine Biskuitrolle mit Haselnussfüllung und hauchdünnen Erdbeerscheiben getoppt von Pistazien und einem Erdbeersorbet, begleitet von einer Sahnecreme mit weißer Schokolade und Pfeffer und das Ganze getoppt von einer Honigkaramellwabe wird, hätte man sich vermutlich nicht träumen lassen. Dieser Teller ist wieder nicht nur schön anzusehen, sondern auch mit seinen verschiedenen Konsistenzen von knusprig über weich bis cremig und den unterschiedlichen Geschmacksnoten mit der fruchtigen Süße der Erdbeeren, der nussigen Note der Pistazien, der leicht pikanten Pfeffernote ein schöner Abschluss. Dazu noch die umarmende weiße Sahnecreme….YUMMY!

Zu guter Letzt ist noch zu erwähnen, dass hier sehr viel Wert auf Regionalität und Saisonalität gelegt wird, was auch eine monatlich wechselnde Karte zur Folge hat. Außerdem gibt es eine bemerkenswerte Weinkarte, natürlich mit vielen Rheingauer Weinen, aber auch mit französischen und südafrikanischen Weinen. Ich hatte zur Vorspeise ein Glas französischen Chardonnay (Domaine de la Garenne, Burgund, 2012 Mâcon Azé, 100 5 Chardonnay) (0,1 l/ 8,50 €), zum Hauptgang  ein Glas Rheingauer Spätburgunder von dem kleinen Weingut Konrad Berg & Sohn, Assmannshausen (2020 Assmannshäuser Höllenberg Spätburgunder trocken (0,1 l/9 €) und zum Dessert eine 2002er Spätlese vom Weingut Schloss Vollrads.

Good to know

 Übrigens gibt es hier sonntags einen Brunch, den ich demnächst auch einmal testen und vorstellen werden. Nebenan befindet sich die Vinothek RheinWeinWelt mit Bistro, die die beiden Inhaber ebenfalls betreiben. Hier gibt es mehr Snacks und Bodenständiges. Der Vinothek RheinWeinWelt widme ich ebenfalls einen eigenen Beitrag.

FAZIT: Das BEES ist eine absolute Empfehlung. Super symphatische Gastgeber, tolles Ambiente und eine spannende Küche mit klassischen Gerichten, modern interpretiert. Hier zeigt sich, dass Rüdesheim auch jung und modern ist. Weiter so!

BEES Restaurant

Am Rottland 6

65385 Rüdesheim am Rhein

T: 067 22-4191916

W: beesrestaurant.de

Öffnungszeiten

Mo/Do/Fr/Sa: ab 17:30 Uhr

So: 11 -15 Uhr

Di/Mi: Ruhetage


 
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