Y Gourmetrestaurant by Karsten Fricke

Sterneverdächtige kulinarische Perle in Eltville

Mitten in Eltville gibt es eine Art Wurmloch, durch das man in ca. drei Sekunden nach New York gelangt! Direkt an der Hauptstraße gelegen und doch ganz unauffällig von außen, braucht es nur zwei, drei Stufen, eine Tür und einen schweren, blauen Samtvorhang, der zur Seite geschoben werden muss, und schon befindet man sich in einer anderen Welt.

Hinweis: Das Restaurant hat geschlossen und widmet sich ausschließlich besonderen, ausgewählten Anlässen. Geplant sind exklusive Wein- und Genussabende und kreative Motto-Abende sowie exklusive Veranstaltungen für Firmen- oder Familienfeiern.

Es ist ein bisschen wie bei Alice im Wunderland, als sie dem gehetzten Hasen in seinen Bau folgt und schließlich im Wunderland landet. Mit einem Male ist alles knallbunt, ein großes ominöses Ypsilon prangt an der einen Wand, während eine Andere Hunderte von Flamingos zieren. Es wirkt abgefahren, großstädtisch cool. Das urbane Design mit Flamingo-Tapete, warmen Samtelementen und modernen Interieur erzeugt eine einzigartige Atmosphäre und kreiert einen lässig-edlen Look.

Bei dem Ambiente sind die Erwartungen ans Essen entsprechend hoch. Kann es mithalten? Das Spiel mit den Farben zeigt sich im Y Gourmetrestaurant nicht nur bei den eigens produzierten Y Weinen oder im Interieur des Restaurants, sondern tatsächlich auch im Küchenkonzept. Auf den Tellern ist die Welt der Farben und Aromen ebenso ein zentrales Thema. Aus dem von Küchenchef Karsten Fricke komponierten „Tasting Colours“ Menü kann man sich wahlweise ein drei, vier oder sechs Gänge Menü (75 €/89 €/125 €) zusammenstellen. Eine für jeden Gang passende Weinbegleitung wurde vorab von den beiden Sommeliers und Inhabern Simone Schiller-Yildirim und Ahmet Yildirim zusammengestellt und kann komplett oder auch einzeln dazu bestellt werden (pro Gang 0,1l/9 €). Die Weinbegleitung muss jedoch nicht zwingend dazu bestellt werden, wenngleich es absolut empfehlenswert ist, denn die Speisen kommen so perfekt zur Geltung und die Harmonie von Wein & Speisen macht viel aus beim geschmacklichen Gesamteindruck. Ich habe mich für ein Vier-Gänge-Menü entschieden.  

AMUSE-GUEULE

Vorab gibt es ein feines Amuse-Gueule: Eine exzellent abgeschmeckte, feine Hummerbisque, die man einfach aus einem kleinen Porzellan-Becher trinken kann, einen Linsenchip mit Rote Bete und eingelegtem Kürbis, sowie eine Lucky Foie Gras, geschichtet mit Kaffee & Schokolade und Feigengel. Lucky ist die Foie Gras, weil sie eben nicht von einer Stopfgans stammt. Das Amuse Geaule macht nicht nur optisch Spaß, sondern Lust auf (viel) mehr. Hier werden die verschiedensten Geschmacksknospen aufs Feinste mit verschiedenen Aromen und Konsistenzen stimuliert. So darf es gerne weiter gehen.

GRUSS AUS DER KÜCHE

Nach dem Amuse folgt ein Gruß aus der Küche, eine Art Räucherfischmousse mit Sellerie & Holunder, Joghurt-Sojasud und Holunderblattöl. Der Gruß selbst ist wie das Amuse nicht nur kunstvoll angerichtet, sondern auch geschmacklich wunderbar vielschichtig und harmonisch und der Vorbote eines herausragenden Menüs. Das Geräucherte wird von der cremigen, leicht säuerlichen Milde des Joghurts aufgefangen, Soja gibt zusätzlichen Umami-Geschmack, Sellerie eine erdige und leicht adstringierende Note und der Holunder etwas Blumig-Duftiges. Karsten Frickes Handschrift kann man hier schon deutlich erkennen. Wer mehr über den Küchenchef erfahren möchte, kann hier nachlesen.

BROT UND BUTTER

Eine ganzes Mini-Brot, die Butter so täuschend echt zu einer Tomate modelliert, dass man sie fast für eine halten könnte und ein feines Olivenöl, so kunstvoll kann sich Brot und Butter präsentieren. Die Butter hat nicht nur das Aussehen einer Tomate, sie ist auch tomatisiert und schmeckt zusammen mit dem knusprig-warmen Brot einfach köstlich.

VORHANG AUF FÜR DEN ERSTEN GANG

Die Karte liest sich puristisch. Beim ersten Gang habe ich mich für die Farbe Weiß entschieden. JAKOBSMUSCHEL Limette I Spargel I Kokos – das klingt nach einer interessanten Kombination und hält doch das meiste geheim. Doch mit jedem servierten Gang bekommt man zusätzlich nicht nur eine mündliche Erklärung, was man im Einzelnen auf dem Teller hat, sondern ein Kärtchen, auf dem das Gericht mit seinen einzelnen Komponenten nochmal etwas ausführlicher skizziert ist und das auch als Erinnerung mit nach Hause genommen werden darf. Fast überflüssig, zu erwähnen, dass auch die Karten dem Farbkonzept der Gänge entsprechen. Man hat hier wirklich ein Konzept erschaffen, das durchdacht und auch in den kleinen Details stimmig ist. Apropos kleine Details: Das muss ich kurz erwähnen, bevor ich den grandiosen ersten Gang beschreibe, die Servietten-Halter passen sogar zur Flamingo-Wand.

Zurück zum ersten Gang. Die kurze Version lautet: Grandios, eine geschmackliche und sinnliche Verführung. So habe ich Jakobsmuschel noch nirgends gegessen. Die roh mit Limette und Ingwer marinierte und in hauchdünne Scheiben geschnittene Jakobsmuschel kommt auf einer Spargel-Kokoscreme mit in Kaffir-Limette eingelegtem Spargel mit einem kühlenden Ingwer-Biereis und knusprig-fluffigem Kokos-Baiser daher. Edel und zart wird dieser weiße Gang natürlich auf einem weißen Teller präsentiert. Die feinen Kokos-Baiser-Brösel werden direkt vor mir auf dem Gericht verteilt, damit die Konsistenz auch so in den Mund gelangt. Ein Löffel von diesem Gericht ist wie eine kulinarische Verführung auf höchstem Niveau. Von Verführung kann man hier wahrlich sprechen, werden der Jakobsmuschel, dem Spargel und Ingwer seit alters her aphrodisierende Eigenschaften zugeschrieben. Zusammen mit den Fruchtaromen des 2022 Y Sauvignon Blanc trocken aus der Y Weinmanufaktur Rheinhessen hat man fast ein bisschen Pina Colada-Feeling.

DER ZWEITE GANG

Nach diesem fulminanten Auftakt geht es mit einem roten Gang, der die rote Paprika als Hauptakteur inszeniert und in verschiedensten Konsistenzen und Garmethoden präsentiert, weiter. Was sich in der Karte wieder sehr schlicht als PAPRIKA Tomate I Reis I Pinienkern liest, entpuppt sich abermals als wahnsinnig vielschichtiges Gericht. Eine kleine, gefüllte und gegrillte Mini-Paprika mit Sesamöl, die rauchige Aromen mitbringt, ein Paprika-Arancino – also ein typisch sizilianisches, frittiertes Reisbällchen, das für Süße sorgt, ein Tomatenkompott mit Pinienkernen, das eine leichte Säure ins Spiel bringt, eine Tomaten-Reissalat, eine Reis Panna Cotta, kleine süßlich-scharfe Tropfen-Chilis sowie eine Paprika-Gazpacho, also eine typisch andalusische Kaltschale, die wieder erst am Platz dazu gegeben wird. Der Teller ist so stimmig und toll gemacht und zeigt auf wunderbare Weise, wie wandelbar ein Produkt ist und wie man alle möglichen Konsistenzen von flüssig bis frittiert auf einen Teller bringt. Das Herz der Tomate (also nur das Innere) findet sich ebenfalls in seiner puren, völlig naturbelassenen Form auf dem Teller. Auch dieser Teller kann nur gefeiert werden. Geschmacklich und texturell vielschichtig, optisch ein Kunstwerk. Chapeau!

DER HAUPTGANG

Der nächste Gang wird gelb: Ich habe mich für den Adlerfisch entschieden, der hier schön kross auf der Haut gebraten mit einem Yuzu-Gelee, einem Guanciale-Püree (luftgetrockneter, ungeräucherter Speck, aus der italienischen Region Latium stammend), einer aufgedrehten und ausgebackenen, mit Safran und Pfeffer gewürzten Kartoffel-Locke, einem gesalzenen Eigelb sowie einer Sauce Foyot (eine Ableitung der den meisten bekannteren Sauce Bernaise, bei der zusätzlich stark konzentrierte Fleischbrühe (Demi glace) mit integriert ist und in diesem Fall noch mit Guanciale zubereitet wurde. Rein optisch kommt der Hauptgang minimalistischer daher, drei Hauptkomponenten liegen schön nebeneinander auf dem Teller, wobei auf dem Fisch eine wunderschöne, geradezu künstlerisch anmutende Blüte aus Yuzu-Gel und Rapsblüten drapiert ist. Die Sauce wird wieder apart serviert. Auch diese Komposition ist absolut gelungen, das Süße-Säure-Spiel austariert, viel Umami vom Guanciale-Speck, verschiedene Texturen sorgen auch bei diesem Gang im Mund für viel Abwechslung. Der Gargrad des Fisches sehr gut getroffen, eine super knusprige Haut und innen schön zart, wobei er für mich persönlich sogar noch ein Ticken früher aus der Pfanne gedurft hätte. Hier hat übrigens der 2008er Riesling Berg Rottland vom Weingut Johannishof/Rheingau wunderbar gut zu harmoniert.

DAS DESSERT

Last but not least: Das Dessert – ein Traum in rosa. Die Karte liest sich auch hier eher kryptisch. So üppig die Farben, so opulent die Geschmackswelten, so minimalistisch die Beschreibung dessen: RHABARBER Vanille I Himbeere I Schmand. In diesem Zusammenhang von Understatement zu sprechen, wäre noch untertrieben. Dass Kartsen Fricke ein Händchen für die süßen Kreationen hat, habe ich schon im Wiesbadener Schwester-Restaurant Y Wine and Kitchen festgestellt. Was er hier zaubert, entlässt garantiert jeden Gast glücklich. Rharbarber-Sorbet wird begleitet von in Vanille mariniertem Rharbarber und Himbeeren, Himbeer-Tapioka, Schmandcreme, Himbeer-Baiser und einem Schmand-Rosen-Granité, das wieder erst beim Gast über das Gericht verteilt wird, damit die Konsistenzen alle so sind, wie sie sein sollen. Dass alle Schönheit vergänglich ist, wird einem beim Anblick dieses Tellers schmerzlich bewusst, doch damit die Zeit die Schönheit nicht nehmen kann, genießt man am besten den Moment und nascht sich schnell glücklich.

PETIT FOURS

 Glücklich beseelt von diesem Menü trete ich den Heimweg an und grinse beim Gedanken an die rosafarbenen Flamingos wissend in mich hinein, dass mich mein Schlüsselanhänger (ein rosafarbener, glitzernder Flamingo) wohl hierher geleitet haben muss, um mir zu zeigen, wo man sich geschmacklich zu Hause fühlen kann. Wie auch immer, die Dinge fügen sich. Früher oder später. Doch bevor ich noch philosophisch werde, sage ich Good-bye und auf ein baldiges Wiedersehen im Herbst nach der Sommerpause.

FAZIT: Locker-edle Clubatmosphäre trifft auf kreative Gourmetküche! Das urbane Design mit Flamingo-Tapete, warmen Samtelementen, knalligen Farben und modernen Interieur erzeugt eine einzigartige Atmosphäre und kreiert einen lässig-edlen Look. Im Y Gourmetrestaurant by Karsten Fricke erwartet die Gäste eine unvergessliche, kulinarische Entdeckungsreise. Die Liebe zum Detail ist in jedem einzelnen Gang des Y „Tasting Colours“ Menü zu spüren. Genau wie bei den eigens produzierten Y Weinen der Y Weinmanufaktur steht auch hier alles ganz im Zeichen der verschiedenen Farben. Ein unvergessliches Erlebnis für alle Sinne und ein absoluter YUMMY-Liebling!

INFO

Y GOURMETRESTAURANT BY KARSTEN FRICKE

Rheingauer Straße 22

65343 Eltville am Rhein

T: 06123/7096563 

W: y-wineandkitchen.com

Öffnungszeiten

DO 17:30-23:00 Uhr

FR 12:00-14:00 Uhr I 17:30-23:00 Uhr 

SA 17:30-23:00 Uhr

 
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